Joana Brouwer: Mord-s-lecker zwischen Ems und Vechte

- Rezensionen -




Kulinarisch-kriminelle Petitessen


Nordhorner Autorin Joana Brouwer lässt genussvoll morden



Grafschafter Nachrichten, 16.06.2011


Von Bernd Durstewitz - Nordhorn.


Wenn Opa früher zur Belohnung aus den fuseligen Tiefen seiner Hosentaschen Goldnüsse und Himbeeren zauberte (versteht sich: uneingepackt), dann waren das harmlose Genüsse, denen die Erinnerung nostalgischen Charme verleiht. So ähnlich ergeht es dem Leser mit den acht kurzen Kriminalgeschichten, welche die bewährte Krimi-Autorin Joana Brouwer unter dem Titel "Mord-s-lecker zwischen Ems und Vechte" (Münster, 2011, Principal Verlag; 171 Seiten) jüngst an der Krimi-Theke zum Verzehr angeboten hat.

Dieses Mal kann man allerdings nicht mit der attraktiven Privatdetektivin Heide von der Heide auf Verbrecherjagd gehen, man muss beim Lesen selber verkorkste Personenbeziehungen, unaufgelöste Konflikte und durchscheinende Motive analysieren, um den Täter zu entdecken (was auf etwa halber Strecke meist gelingt). Man hüte sich jedoch, die in den acht Geschichten angebotenen kulinarischen Petitessen – die Rezepte sind jeweils vorangestellt – sorglos zu kosten. In vier Fällen sind sie vergiftet und bestätigen die alte Erfahrung (die man(n) allerdings nur einmal machen kann): Frauen lieben den Giftmord. Ermordet werden gern unliebsame Ehemänner, untreue Geliebte und – natürlich – betuchte Vererber. Nicht einmal Autorinnen sind gefeit davor, Joana Brouwer zum Opfer zu fallen. Es kann jedoch auch mal der Himmel eingreifen oder der beabsichtigte Mord im Keime stecken bleiben. Voll belustigter Ironie dem eigenen Genre gegenüber (das in seiner kulinarischen Aufbereitung nicht neu ist) erzählt die Autorin erheiternd skrupelfrei und amoralisch. Und erzählen kann sie. Das unterhaltsam spannende Fabulieren auf gut lesbarem Niveau ist ihre Stärke, weniger die sprachliche Ziselierung und Originalität. Für den Grafschafter und den Emsländer bieten die Lokalitäten – Nordhorn oder Neuenhaus, Lingen oder Meppen – einen besonderen Lesereiz, obschon die Heide-Krimis für mehr Lokalkolorit Raum bieten. Der hier nicht beheimatete Leser muss sich an die Zubereitung des "Aperitifs Robby Burns" oder des "Hitzigen Mohrensüppchens", des "Göttlichen Filettöpfchens" oder der "Granatapfelsoße auf einer luftigen Rotweincreme" halten. Das Erben und der Liebe Tort gebären manchen schönen Mord.