Jürgen Schmitz
Des Deutschen Reiches Herrlichkeit und Elend
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Die Zeit des Doppelkönigtums
Philipp von Schwaben
1198 bis 1208
Als Gerüchte über den Tod des Kaisers aufkommen, bricht das Reich praktisch auseinander.
In Italien herrscht Aufruhr. Herzog Philipp von Schwaben, der sich mit 300 Gepanzerten in Tuscien aufhält, erfährt die Nachricht vom Tod des Kaisers in Montefiascone. Er muss schleunigst nach Deutschland zurück. Den kleinen Friedrich Roger, der sich in Jesi bei der Herzogin von Spoleto befindet, kann er nicht mitnehmen.
Im Reich denkt niemand an den kleinen Friedrich als König. Niemand will die ausländische Kaiserin Konstanze als Regentin und Vormund für ihren Sohn. Das wirft wohl ein bezeichnendes Licht auf Konstanze. Nicht nur, dass sie offensichtlich in Deutschland bei den Großen unbeliebt war, man traute ihr wahrscheinlich genauso wenig die Fähigkeit zur Regentin zu. Vor allem Erzbischof Adolf von Köln hintertreibt die Anerkennung des kleinen Friedrich.
Herzog Philipp ist Ende 1197 zurück in Deutschland. Er übernimmt die Regentschaft bzw. Vormundschaft für seinen Neffen. In Speyer stellt Philipp am 21.1.1198 im Namen des kleinen Friedrich eine Urkunde aus. Im März 1198 versucht er erfolglos dessen erneute Königswahl.
Philipp war in jungen Jahren zum Kleriker ausgebildet worden. 1189 und 1192 wird er in Urkunden als Probst von Aachen erwähnt, 1191 als erwählter Bischof von Würzburg. Ab 1193 wird er nicht mehr als Geistlicher genannt. Er war anscheinend nie geweiht. 1195 wird er Herzog von Tuscien, 1196 Herzog von Schwaben. Jetzt weist ihm der Tod seiner älteren Brüder andere, größere Aufgaben zu.
Der kleine Friedrich wird im Frühjahr 1198 von Konstanze nach Palermo geholt. Im Sizilianischen Reich wird er ohne Probleme als König anerkannt. Ebenso seine Mutter Konstanze als Regentin und Vormund. Sie verzichtet für ihren Sohn auf die Krone des Römisch- Deutschen Reiches. Sizilien und Apulien sollen wieder selbstständig, ihr Sohn hier König sein. Friedrich Roger wird in Palermo gekrönt und Konstanze sucht Anlehnung an den Papst. Der verlangt sofort, sie solle auf alle Vorrechte in Bezug auf die Kirche verzichten. Das heißt, sie soll ihre Vorrechte bei den Wahlen der Geistlichen aufgeben, ebenso alle Berufungen und die Einberufung von Kirchenversammlungen. Konstanze entsagt zu einem guten Teil. Dafür darf sie dem Papst einen jährlichen Zins von 1.000 Goldstücken zahlen. Für sich und Friedrich muss sie den Lehnseid leisten.
Sie brauchte nicht lange Lehnsträgerin des Papstes sein, denn am 27.11.1198 stirbt sie. Vorher hat sie den Papst zum Vormund ihres Sohnes eingesetzt. Ihm vertraut sie auch den Schutz des Sizilianischen Reiches an.
Bei aller Frömmigkeit der Menschen des Mittelalters, sie muss ein recht kurzsichtiger, unbedarfter Mensch gewesen sein. Ahnte sie nicht, was diese Testamentsverfügung für ihren Sohn bedeuten würde?
Neuer Papst ist der erst 37 Jahre alte Innozenz III.
1199 soll Innozenz Walter von Brienne veranlasst haben, mit Truppen nach Apulien einzufallen. Walter war mit Albinia, einer Tochter Tankreds verheiratet. Er sieht sich als dessen Erbe. - Ob es dabei nur um das private Erbe Tankred von Lecce ging, oder ob der Papst ihn mit dem Königreich Sizilien belehnen will, ist nicht klar. - Diepold, den Heinrich VI. zum Grafen von Acerra gemacht hat, und Markward von Annweiler können ihn besiegen und vertreiben.
Die Erzbischöfe von Trier und Köln kommen in Andernach überein, für den 1.3.1198 eine Versammlung zur Wahl eines neuen Königs nach Köln zu berufen. Der Erzbischof von Mainz ist noch im Heiligen Land.
Herzog Philipp hat einen großen Vorteil. Er ist im Besitz der Reichskleinodien und des Reichsschatzes. Als Reichsverweser, als den er sich sieht, beruft er einen Reichstag auf den 6.3.1198 nach Arnstadt. Herzog Ludwig von Bayern, Bernhard von Sachsen, der Erzbischof von Magdeburg, die Bischöfe von Bamberg, Worms, Zeitz und mehrere Markgrafen, alles erbitterte Gegner der Welfen, finden sich ein. Philipp verlangt die Huldigung für den kleinen Friedrich Roger. Die Anwesenden erklären, seine Wahl sei erzwungen gewesen und er sei ein kleines Kind. Das sei nicht regierungsfähig, deshalb könnten sie es nicht als König akzeptieren.
Die Mitglieder der Kölner Versammlung schicken einen Abgesandten an die hier Versammelten. Sie bitten, keine alleinige Entscheidung zu treffen. Doch die Versammelten wählen am 8.3.1198 in Mühlhausen Herzog Philipp von Schwaben zum neuen König. Er soll sich Philipp II. genannt haben, da es zur Zeit des Römischen Reiches schon einen Cäsar Philippus gab.
Inhalt |
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Vorwort |
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8
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Einleitung |
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13 |
Die Welt des Mittelalters |
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17 |
Wie alles begann |
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35 |
Arnulph von Kärnten |
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54 |
Ludwig das Kind |
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62 |
Konrad I. |
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66 |
Heinrich I. |
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73 |
Otto I., der Große |
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87 |
Otto II. |
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118 |
Otto III. |
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126 |
Heinrich II. |
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144 |
Konrad II. |
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177 |
Heinrich III. |
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195 |
Heinrich IV. |
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208 |
Heinrich V. |
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252 |
Lothar von Supplinburg |
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271 |
Konrad III. |
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293 |
Friedrich I., genannt Barbarossa |
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304 |
Der Deutsche Ritterorden |
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355 |
Heinrich VI. |
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357 |
Die Zeit des Doppelkönigtums - Philipp von Schwaben |
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382 |
Otto IV. |
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393 |
Friedrich II. |
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400 |
Konrad IV. |
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423 |
Konradin und das Apulische Reich |
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427 |
Wilhelm von Holland |
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437 |
Rudolf I. |
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444 |
Adolf von Nassau |
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464 |
Albrecht I. von Österreich |
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474 |
Heinrich VII. |
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483 |
Ausklang |
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498 |
Schlussworte |
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501 |
Versöhnliches |
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502 |
Zeittafel |
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503 |
Quellennachweis |
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508 |