Antworten auf wesentliche Fragen zu suchen, ist ein anfechtbares, ein fragwürdiges Unternehmen. Dessen sollte sich jeder bewußt sein, der sich auf die Suche danach begibt. »Die Antworten«, sagt Nietzsche, »erweisen sich gar zu schnell als einseitig, als ungenau, als unvollständig, als zeitbedingt oder als gänzlich unrichtig. Die Fragen bleiben. Sie zwingen jeden, der sich darauf einläßt, seine Antworten zu suchen, in jeder Generation immer wieder neu.«

Bleibende Antworten kann der Mensch nicht finden. Je intensiver er die Suche danach betreibt, desto stärker wird der Fehlschlag. Und der Versuch, einfache, umfassende und gar endgültige Lösungen für alle zu schaffen, endet immer in Zwang und Gewalt.

Es ist die Gnade und die Tragik des Menschen, Erkenntnis gewinnen, immer weitere Teilstücke davon finden und doch das Ziel, die volle Erkenntnis, nicht erreichen zu können. Der Mensch kann sich dieser Bestimmung nicht entziehen. Und nichts kann ihm dabei helfen, außer, vielleicht, wenn er Glück hat, ein paar Freunde, die Liebe, die Selbsterkenntnis und der Humor.

Gerhard Knull